KINDERZAHNHEILKUNDE
ALLGEMEINE HINWEISE & EMPFEHLUNGEN
Vereinbaren Sie Termine für Ihr Kind zu Tageszeiten, zu denen Ihr Kind für gewöhnlich „gut drauf ist“.
Sie sollten es uns überlassen, Ihrem Kind zu erklären, was beim Zahnarzt passiert und vor allem sprechen Sie im Vorfeld nicht über eigene Zahnarztängste. Vermeiden Sie falsche Versprechungen wie z.B. „Das tut bestimmt nicht weh“ oder „Es ist bald vorbei“ und erlauben Sie Ihrem Kind, das Kuscheltier oder ein Lieblingsspielzeug mitzubringen.
Mit viel Einfühlungsvermögen werden unsere kleinen Patienten an eine optimale, möglichst schmerzfreie Behandlung herangeführt. Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Ihrem Kind und uns ist für eine angstfreie Behandlung entscheidend. Daher wird der kleine Patient mit seinen Eltern auch soweit wie möglich in das erste ausführliche Beratungsgespräch einbezogen.
Mit der Krankheitsgeschichte und dem Ergebnis aus den Voruntersuchungen besprechen wir gemeinsam die beste Behandlungsmethode. Bleiben Sie bei einer Behandlung Ihres Kindes bitte dezent im Hintergrund und Vertrauen Sie unserem Team. Geben Sie Ihrem Kind die Chance eigene positive Erfahrungen zu sammeln, indem es selbstständig das Behandlungszimmer betritt.
Da weder der Mutterpass noch das ärztliche Kinderuntersuchungsheft die Zahngesundheit Ihres Kindes in ausreichendem Maße berücksichtigt, hat die Zahnärzteschaft BW einen zusätzlichen Kinderpass entwickelt. Sie können Sich diesen Kinderpass hier bei uns runterladen und in den Mutterpass oder Kinderuntersuchungsheft beilegen.
Habits
Schlechte Angewohnheiten, auch Habits genannt, können zu einer schlechten Entwicklung mit Zahnfehlstellungen und Dysgnathien (Fehlbiss) beitragen. Man unterscheidet zwischen gewöhnlichen und autoaggressiven Habits.
Gewöhnliche Habits: Habituelles Lippenrollen, Daumen- oder Fingerlutschen, Zungenpressen, Schnullern, Bleistift kauen, Lutschen oder Kauen an Kuscheltieren, Stoffdecken etc.
Autoaggressive Habits: Auf der Lippe kauen, Fingernägelkauen, Pressen oder Knirschen (Bruxismus).
Bitte stellen Sie diese Angewohnheiten so früh wie möglich ab. Bis zum 3./4. Lebensjahr sollten diese Habits abgewöhnt werden.
Unsere Empfehlung zur Kariesprävention und Behandlungskonzepte bis Ihr Kind 18 Jahre alt wird:
- Von Geburt an bis zum ersten Zahn: Falls Ihr Kind gestillt wird, sollten Sie Ihrem Kind Fluoridtabletten inklusive Vitamin D verabreichen. Die Muttermilch enthält immer wenig Fluorid. Idealerweise wäre ein Zugabe von 0,25 mg Fluorid plus 400-500 IE Vitamin D, vorzugsweise in Tablettenform. Alternativ wäre es auch möglich Vitamin D als Öl plus 0,25 mg Fluorid als Tablette zu verwenden.
Sollte Ihr Kind nicht voll gestillt werden und es erhält Säuglingsnahrung mit einem Fluoridgehalt von >0,3 mg/l, dann verabreichen Sie Ihrem Kind nur Vitamin D ohne Zugabe von Fluorid. Mineralwasser zur Zubereitung von Säuglingsnahrung darf bis 0,7mg/l Fluorid enthalten.
Bitte geben Sie Ihrem Kind keine gesüßten Getränke und machen Sie Pausen zwischen den Mahlzeiten. Vermeiden Sie Dauernuckeln.
Ab dem ersten Geburtstag sollte die Flasche abgewöhnt und das Trinken aus dem Becher geübt werden.
Sobald der erste Zahn da ist, gewöhnen Sie Ihr Kind spielerisch an das Zähneputzen. Erkunden Sie bis zu 2x täglich die Mundhöhle und nutzen Sie eine altersgerechte Zahnbürste. Ab hier haben Sie zwei gleichwertige Methoden eine Kariesprävention durch Fluoridzufuhr zu ermöglichen.
1. Zähne putzen mit Zahnpasta ohne Fluorid und Zugabe von 0,25 mg Fluorid plus 400-500 IE Vitamin D
2. Zähne putzen mit Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid reiskorngroß. Zusätzlich Gabe von 400-500 IE Vit. D
Zwischen dem 1. und 2. Geburtstag sollten die Zähne zweimal täglich durch die Eltern geputzt werden.
Benutzen Sie ein Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid. Die Menge an Zahnpasta beträgt ca. 125 mg=eine Reiskorngröße.
Zusätzlich weiterhin Zugabe von 400-500 IE Vitamin D bis zum 2. erlebten Frühsommer.
Ab dem 18. Monat sollte bei Ihrem Kind halbjährlich eine Untersuchung der Zähne auf Karies stattfinden. - Zwischen dem 2. und 6. Lebensjahr sollten bei Ihrem Kind jährliche Früherkennungsuntersuchungen stattfinden. Im Rahmen dieser Kontrolluntersuchung erfolgt auch eine Ernährungs- und Mundhygieneberatung. In diesen Lebensjahren können bei Kindern bereits auch Zahn- und Kieferfehlstellungen festgestellt werden.
Ab dem 2. Lebensjahr werden die Zähne zweimal täglich geputzt (plus 3. Mal in KiTa erlaubt!). Es wird eine Kinderzahnpasta mit 1.000 ppm Fluorid erbsengroß (ca. 250 mg).
Kinder dürfen und sollen spielerisch selber putzen. Die Zahnpasta-Dosierung und das Nachputzen erfolgt durch die Eltern.
Tipp: Nutzen Sie Rituale. Zum Beispiel erst Zähne putzen und dann wird vorgelesen! - Ab dem 6. Lebensjahr sollte Ihr Kind 2x jährlich an unserem "Zahnputzschule“ genannten Individualprophylaxe-Programm teilnehmen. Diese Leistung ist bis zum 18. Lebensjahr eine von Ihrer gesetzlichen Krankenkasse getragene, für Sie kostenlose Maßnahme, um Ihrem Kind eine geeignete Zahnputztechnik und eine gute Mundhygiene zu ermöglichen.
Mit 6 Jahren sollten die Kinder eine Zahnpasta mit 1400 ppm Fluorid verwenden.
Milchzähne sollten wenn sie von Karies befallen sind, mit Füllungen versorgt werden, um einen Erhalt zu gewährleisten, damit der Wechsel zu den bleibenden Zähnen ermöglicht wird. Sind Milchzähne nicht mehr erhaltungswürdig, müssen diese entfernt werden. Ein angefertigter Platzhalter sorgt für genügend Raum für die bleibenden, nachkommenden Zähne.
Fluorose
Das Fluorid schützt unsere Zähne und Knochen. Eine gesunde Dosis an Fluorid steigert die Widerstandsfähigkeit der Zähne und ist in erster Linie eine großartige Hilfe bei der Kariesprophylaxe. Eine Überschreitung der empfohlenen Dosis kann jedoch auch zu negativen Einflüssen führen. Ein Übermaß an Fluorid stört den Aufbau des Zahnschmelzes und es können unschöne Flecken entstehen. man spricht hier dann von einer Dentalfluorose. In den meisten Fällen liegt "nur" ein ästhetisches Problem vor, vor allem wenn wenn sich die Flecken im Frontzahnbereich befinden. Bei guter Zahnhygiene sind die betroffenen Zähne nicht anfälliger für Karies.Je nach Schweregrad können diese Defekte mit Bleaching, Kunststoffen oder Veneers behoben werden.
In ganz seltenen Fällen kann es zu einer Knochenfluorose, bei Einnahme von extrem hohen Mengen an Fluorid, oder zu akuten Fluorosen, einer sogenannten Fluorosevergiftung, kommen. Das kann beispielsweise passieren, wenn ein Kleinkind extrem große Mengen (2 Tuben) fluoridhaltige Zahnpasta verschluckt.
Generell sollten Sie und alle weiteren Familienangehörige ab einem Fluoridgehalt über 0,7mg/l im Trinkwasser kein zusätzliches Fluorid verwenden. Achten Sie auch auf die Fluoridangaben im Mineralwasser.
Hinweis: Schwarzer und Grüner Tee sind die Lebensmittel mit dem höchsten Fluoridgehalt. Mit einem Liter dieser Tees nehmen Sie ca. 1-2 mg Fluorid zu sich. Unser Tipp hier, trinken Sie diese Tees mit Milch, denn das Kalzium aus der Milch bindet das Fluorid und macht es teilweise unwirksam.
Um es für Sie allgemein zu vereinfachen nutzen Sie unsere "Empfehlung zur Kariesprävention" mit den notwendigen Fluoridangaben. So sind Sie auf der sicheren Seite.
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) und Milchmolaren-Hypomineralisation (MMH)
Die MIH und MMH, auch Kreidezähne genannt, sind systemisch bedingte qualitative Schmelzdefekte. Es handelt sich hierbei um entwicklungsbedingte Erkrankungen der Zahnhartsubstanz. Die betroffenen Zähne, bei den bleibenden Zähnen vorwiegend die ersten bleibenden Molaren, teils auch die bleibenden Schneidezähne und im Milchgebiss die Milchmolaren, weisen gelblich-bräunliche oder cremefarbene Flecken auf. Der Zahnschmelz dieser Zähne ist weich und porös, was häufig auch zu einem Abplatzen der betroffenen Bereiche bereits während oder kurz nach dem Durchtritt in die Mundhöhle führt.
MIH-Zähne zeichnen sich, abhängig vom Schweregrad, nicht nur durch einen Verlust der Zahnhartsubstanz und ein erhöhtes Kariesrisiko, sondern auch durch eine hohe Empfindlichkeit (z.B. Temperatur, Berührung) und oftmals schlechte Anästhesierbarkeit aus.
Das Zähneputzen oder Essen und Trinken heißer oder kalter Nahrungsmittel und Getränke fällt schwer und kann schmerzhaft sein. MIH-Zähne sind deutlich kariesanfälliger als gesunde Zähne und müssen meist schon frühzeitig zahnärztlich behandelt werden. Verfärbungen die im Frontzahnbereich auftreten sind auch eine ästhetische Belastung.
Leider ist bis heute die Ursache dieser Erkrankung nicht gänzlich geklärt. Man vermutet prä-, peri- und postnatale Einflüsse sowie unterschiedliche Faktoren die eine Rolle spielen, z.B. gesundheitliche Probleme der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel, oder auch perinataler Sauerstoffmangel, Frühgeburten, Kaiserschnitt oder Komplikationen während der Entbindung. Mögliche Ursachen können auch Umwelttoxine und Medikamenteneinnahmen sein.
Essentiell ist es hier Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe durchzuführen. Es muss eine Zahnpasta mit mindestens 1.000ppm angewendet werden. Mindestens 1x wöchentlich sollten die Zähne mit einem Fluoridgel (12.500ppm) behandelt werden. Zusätzlich sollten Sie die Mahlzeiten mit fluoridiertem Salz zubereiten.
INDIVIDUELLE PROPHYLAXE
Als zusätzliche prophylaktische Maßnahme empfehlen wir die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz als häusliche Vorbeugung gegen Karies. Fluoridiertes Speisesalz schmeckt nicht anders als herkömmliches Salz und ist eine einfache und sehr effektive Art um das Kariesrisiko zu senken.
FISSURENVERSIEGELUNG
Bei der präventiven Versiegelung werden die zu behandelnden Zähne trockengelegt und von unserem Prophylaxeteam professionell gereinigt. Die zu behandelnden Zahnflächen werden aufgeraut und getrocknet. Anschließend wird das dünnflüssige Versiegelungsmaterial aufgetragen und adaptiert. Mit einem speziellen Licht wird das Material ausgehärtet. Anschließend werden die Versiegelungen überprüft und eventuelle Störstellen entfernt.
Im Gegensatz zur präventiven Versiegelung werden bei der invasiven Fissurenversiegelung vorab dunkle, verfärbte Stellen mit speziellen Instrumenten entfernt um eine Kariesweiterbildung zu vermeiden. Anschließend wird mit den Etappen wie bei der präventiven Versiegelung fortgefahren.
Da die Zähne nach dieser Behandlung fluoridiert werden, sollten Kinder/Jugendliche etwa eine Stunde lang nichts essen oder trinken.
Innerhalb von sechs Monaten nach der Fissurenversiegelung ist eine Nachuntersuchung in unserer Praxis erforderlich.